Anklage gegen städtischen Wohngeldsachbearbeiter wegen Untreue in 295 Fällen erhoben

Ulm.

Die Staatsanwaltschaft Ulm hat gegen einen 46 Jahre alten Wohngeldsachbearbeiter der Stadt Ulm Anklage zur Strafkammer des Landgerichts Ulm erhoben. Dem Stadtamtsinspektor wird Untreue in 295 Fällen mit einem Gesamtschaden von 581.163 € zur Last gelegt. Der ledige, anwaltlich vertretene Angeschuldigte ist geständig.

Der Angeschuldigte hatte einer Prostituierten, die er 1998/99 kennen gelernt hatte,  zunächst in erheblichem Umfang Gelder aus seinem Privatvermögen zukommen lassen. Der selbst in bescheidenen Verhältnissen lebende Mann verkaufte deshalb sogar sein Haus und nahm einen Kredit auf. Um dieser Bekannten, gegen die ebenfalls ermittelt wird, weiteres Geld zur Verfügung stellen zu können, fingierte er von April 2003 bis November 2004 unter Missbrauch seiner Stellung als Amtsträger der Stadt Ulm „Wohngeldvorgänge“ und veranlasste über die zuständige Landesoberkasse die bereits erwähnten Zahlungen an die Beschuldigte, die er als Vermieterin oder Verwalterin der Wohnungen ausgab. Aus Furcht vor Entdeckung stellte er diese Praxis jedoch Ende 2004 von sich aus wieder ein.

Eine im März diesen Jahres eingegangene Privatanzeige führte zur Aufnahme strafrechtlicher Ermittlungen. Ende April 2008 wurde der Mann in Untersuchungshaft genommen. Der Anklagevorwurf der Staatsanwaltschaft, mit dem sich nun die Große Strafkammer des Landgerichts zu befassen hat, lautet auf 295 tatmehrheitliche Vergehen der Untreue in einem besonders schweren Fall.

Die seitens der Stadtverwaltung eingerichteten Kontrollsysteme hatte der Angeschuldigte auf Grund seiner gehobenen Stellung als „Teamleiter Wohnen“, ohne dass sein illegales Handeln bemerkt wurde, umgehen können.